Zu einem gut durchdachten Konzept gehört auch die Finanzierung. Es gibt verschiedene Finanzierungsformen, die dir hier vorgestellt werden sollen. Am besten ist es, wenn du einen Businessplan ausarbeitest, in dem du auch die Kostenplanung festhälst. Die Kostenplanung hängt unter anderem auch von der Größe des zukünftigen Ladenschäftes ab und vom Personalbedarf. Es ist empfehlenswert die Kosten in Anschaffungs- und Betriebskosten zu unterteilen.
Typische Anschaffungskosten für einen Barbershop sind unter anderem die Gründungskosten bei Ämtern und Behörden, Mitgliedsbeiträge, die Ausstattungskosten für dein Ladengeschäft, eventuelle Umbaukosten, aber auch Equipment und Pflegeprodukte, wie Bürsten, Rasiermesser, Kämme, Rasierschaum, Handtücher und elektrische Geräte. Besonders in der Gründungsphase kommen auch Werbekosten auf dich zu, beispielsweise wenn du eine Homepage basteln möchtest oder Werbemaßnahmen planst. Auch solltest du vorsichtshalber Beratungskosten mit in deinen Kostenplan aufnehmen.
Typische laufende Kosten in einem Barbershop sind die Ladenmiete, Versicherungen, wie Berufshaftpflicht-, Sozial-, Kranken- Renten- und Gewerbeversicherungen, Steuern, Haarpflegeprodukte und Kosten für Equipment, was ab und zu ausgetauscht werden sollte, aber auch Lohnkosten wenn du Personal beschäftigst, weitere Werbemaßnahmen und der Beitrag für die Handwerkskammer.
Mithilfe deines Businessplans kannst du auch die Preise für die Dienstleistungen berechnen, die du anbieten möchtest. Vergiss bei der Planung nur nicht, dass du dich zu Beginn noch in der Anlaufphase befindest. Deine Einkünfte werden nicht von Anfang an alle Kosten abdecken. Daran solltest du denken und das auch kalkulieren. Sicherer sind immer ein gewisses Startkapital und Rücklagen, damit du zumindest anfangs deinen Lebensunterhalt gesichert weißt.
Aber wo bekommt man Startkapital und Rücklagen her, wenn man selbst nichts hat? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Freunde und Familie könnten dir Geld leihen und dich bei deinem Vorhaben finanziell unterstützen. Vielleicht findest du auch Business-Investoren, die dein Vorhaben unterstützen möchten. Private Investoren über Crowdfunding sind ein noch neuer Trend, aber bei einem guten Konzept durchaus sinnvoll. Du kannst auch einen Zuschuss oder einen Kredit einholen. Es gibt zahlreiche Fördermittel, Kredite von Banken und privaten Kreditunternehmen und Zuschüsse von staatlichen Institutionen.
Die KfW Bank bietet zum Beispiel Kredite für Existenzgründer an. Diese Kredite werden an junge Gründer vergeben, die ein bereits bestehendes Unternehmen übernehmen möchten. Die Agentur für Arbeit bietet ebenfalls Gründungszuschüsse an. Von der EU werden über die EU Startup Services Fördergelder für Start-Up-Unternehmer und Jungunternehmer gefördert. Für Friseure gibt es auch Zuschüsse und Kredite von Banken und privaten Kreditunternehmen oder staatlichen Institutionen. Finanzierungsmöglichkeiten im Detail:
Kredite für Selbstständige
Du hast mehrere Möglichkeiten, einen Kredit für die Gründung deines Barbershops zu bekommen, zum Beispiel von deiner Hausbank oder einer Förderbank. Noch neu sind auch Online-Kredite, die du dir ruhig mal genauer anschauen kannst. Die meisten Gründer finanzieren sich über Eigenkapital, also eigene Mittel, und über Fremdkapital durch einen Kredit. Ein bisschen Rücklage solltest du schon haben, denn ohne Eigenkapital ist es schwierig, einen Kredit zu bekommen. Und Kredite müssen auch irgendwann zurückgezahlt werden. Nimmst du einen Kredit auf, verschuldest du dich gegenüber der Bank oder dem Kreditinstitut. Die Darlehenssumme muss zurückgezahlt werden und viele Banken verlangen leider auch Zinsen, die du zusätzlich zahlen musst. Einen Kredit kannst du bei Hausbanken, Förderbanken, Online-Krediten und Mikrofinanzinstituten bekommen. Oftmals kannst du bei der Bank auch einen Antrag auf Fördermittel bei einer zuständigen Förderbank stellen.
Wichtig bei der Aufnahme eines Kredits sind gewisse Sicherheiten, die du vorweisen musst. Da reichen leider nicht ein guter Businessplan und ein tolles Konzept. Besonders für Banken sind vor allem Bürgschaften von Dritten oder Sachwerte akzeptabel. Zu Sachwerten können Immobilien, Waren, Wertpapiere oder auch Maschinen gehören. Die meisten Banken setzen allerdings den aktuellen Wert für die Berechnung der Sicherheiten an. Bei einem Gespräch bei deiner Bank kannst du dir alle nötigen Informationen dazu einholen. Außerdem überprüft die Bank meist dich und dein Unternehmen auf Bonität, um genügend Sicherheit zu bekommen.
In den Bundesländern gibt es auch Bürgschaftsbanken, die dir bei einer Bürgschaft helfen. Über Bürgschaftsbanken kannst du eine klassische Bürgschaft beantragen oder du nutzt das Programm Bürgschaft ohne Bank. Für solch eine Bürgschaft musst du ein gut durchdachtes Geschäftskonzept vorweisen, das auch wirtschaftlich tragfähig und schlüssig ist.
Bevor du dich um einen Kredit bei der Bank bewirbst, erkundige dich am besten vorher, was dich beim Bankgespräch erwartet und welche Unterlagen du mitbringen musst. Auch solltest du bestens auf das Gespräch in Bezug auf dein Gründungsvorhaben vorbereitet sein.
Wenn du nur einen kurzfristigen Kredit benötigst, eine Art Zwischenfinanzierung, kannst du auch einen Kontokorrentkredit beantragen. Diesen Kredit bekommst du ebenfalls bei deiner Hausbank und der Antrag geht schneller als der Kreditantrag. Allerdings sind meistens die Zinsen auch höher.
Solltest du dir unsicher sein, kannst du auch einen Unternehmensberater zu Rate ziehen. Diese Leute helfen Existenzgründern bei Kredit- und Finanzierungsfragen und auch beim Entwickeln des Businessplans.
Reinvestitionen
Mit einer Reinvestition beginnst du deine Selbstständigkeit als Barbier mit einem kleinen Startkapital. Du fängst quasi klein an und steigerst dich dann langsam durch den Gewinn, den du erzielst. So reinvestierst du dein zuvor investiertes Geld und kannst deinen Gewinn erhöhen. Mit der Reinvestition wächst auch dein Unternehmen stetig weiter. Sicherlich brauchst du für dieses Geschäftsmodell viel Geduld und erst ein gutes Gespür für deine Finanzen. Aber am Ende kannst du davon profitieren und dich langsam „hoch“ arbeiten. Meistens sind Reinvestitionen eine sichere Sache und nicht selten erhöht sich der Gewinn nach kurzer Zeit schon. Ein gutes Gespür für Finanzen ist wichtig, damit du im richtigen Moment Gewinne sinnvoll reinvestierst. Frei werdende Einnahmen müssen wieder investiert werden, um das Unternehmen wachsen zu lassen. Hast du also einen Überschuss an Gewinn, kannst du in bestimmte Dinge, wie den weiteren Ausbau und neues Interieur reinvestieren. Gerade im Friseurhandwerk und auch bei Barbieren wird oft gern in altes oder unbrauchbar gewordenes Equipment reinvestiert. Aber auch elektrische Geräte, Möbel oder Anlagen können dazu gehören. Langfristig kommt es dadurch zu einer Gewinnsteigerung und deine Kapazitäten erweitern sich. Wenn du Personal hast, kannst du auch in die Weiterbildung deiner Mitarbeiter reinvestieren. Auch das führt langfristig zu einer Gewinnsteigerung und zu einer besseren Qualität deiner angebotenen Leistungen. Gleichzeitig motivierst du mit Weiterbildungen und Co. deine Mitarbeiter und bindest diese auch zukünftig an deinen Barbershop. Die Reinvestition hat vor allem den Vorteil, dass du nicht auf Fremdkapital wie Kredite angewiesen bist. Dadurch umgehst du Kredite, die mit Zinsen abbezahlt werden müssen und auf lange Sicht nur Probleme bringen. Auch bist du nicht auf Investoren angewiesen und hast das volle Kontrollrecht für deinen Laden. Und es macht auch irgendwie Spaß, immer wieder Neues in den Barbershop zu reinvestieren und diesen langsam aufzubauen. Das bringt Erfolgserlebnisse und Motivation. Wirkliche Nachteile bringt die Reinvestition nicht. Deine Gewinne sind abgesichert und vermehren sich langfristig. Es könnte nur problematisch werden, wenn du ein sehr geringes Eigenkapital hast und nicht viel in die Gründung investieren kannst. Oftmals leben Gründer nur von ihren Einnahmen im Barbershop, so dass selbst Überschüsse oft wichtig zum Leben sind.
Investoren
Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung sind Investoren. Diese steigen sozusagen in das Geschäft mit ein und investieren ihr Kapital in dich und deine Idee. Wenn du einen Investor gefunden hast, solltest du einen wasserdichten Vertrag mit ihm aufnehmen. Du läufst sonst Gefahr, dass die Abhängigkeit zum Investor zu groß wird und deine eigenen Vorstellungen in den Hintergrund rücken. Schau auch genau, was du dir für einen Investor ins Haus holst. Denn eigentlich kann jeder ein Investor sein, der dein Unternehmen finanziell unterstützt, somit auch Freunde und Familie. Meist knüpfen Geschäftsmänner und Firmen, die investieren, ach Bedingungen. Nicht selten verlangen sie eine Gewinnbeteiligung, Mitspracherecht oder auch Werbung für sich und ihr eigenes Unternehmen. Wenn du einen guten Businessplan hast, wird es nicht schwer sein, einen Investor zu überzeugen. Die meisten Investoren möchten sehen, was du dir unter deinem Konzept vorstellst, was die Geschäftsidee ist und wie die Bilanzen aussehen. Ein Investor hat den Vorteil, dass du auch von seinen Kontakten und Erfahrungen profitieren kannst. Und du umgehst das Risiko, dich zu verschulden, wie es beispielsweise bei einem Kredit der Fall wäre.
Familie und Freunde
Wenn du selbst nicht über genügend Startkapital verfügst, aber dringend Geld zur Verwirklichung deines Gründertraums brauchst, kannst du auch Familie und Freunde um Hilfe bitten. Ein Kredit kommt wegen der drohenden Verschuldung nicht in Frage und ist auch nicht so leicht zu bekommen. Investoren wollen meist beteiligt werden und die Suche nach geeigneten Investoren ist auch nicht gerade einfach. Alternativ kannst du also im engsten Kreis suchen. Wenn du dir dein Startkapital von Freunden und Familie holst, holst du es von Menschen, die dich persönlich kennen und zu denen ein Vertrauensverhältnis besteht. Du musst nicht großartig erst jemanden überzeugen, denn Menschen, die dich kennen, werden auch so von deiner Idee überzeugt sein. Auch benötigst du keine Sicherheiten und hast günstigere Konditionen. Zurückzahlen kannst du das Geld flexibel und es herrscht mehr Verständnis, wenn der Gewinn am Anfang eher gering ist. Zudem wollen Freunde und Familie in der Regel nicht am Unternehmen beteiligt werden, wie es bei Investoren der Fall wäre. Aber es gibt auch Nachteile. Wer kennt nicht dieses berühmte Sprichwort „Bei Geld hört die Freundschaft auf.“? Bei Nichterfolg oder sogar einem Scheitern ist das Geld verloren. Daran können Freundschaften zerbrechen und die Familienbande zerstört werden. Privates und Geschäft sollten voneinander getrennt werden, wenn nicht ein außergewöhnliches Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinen Freunden oder der Familie besteht. Es gibt ein paar Regeln, die du beachten solltest, wenn du dir Geld von Freunden und Familie geben lassen möchtest. Am besten bereitest du auch für dein privates Umfeld ein professionelles Konzept vor, um sie von deiner Idee zu überzeugen. Günstig ist auch, wenn du direkt einen Finanzierungsplan erarbeitest, aus dem hervorgeht, wofür du welches Geld benötigst und wann du es zurückzahlen könntest. Somit gehst du von vornherein schon Missverständnissen aus dem Weg. Du solltest auch ehrlich sein und direkt von Anfang an klären, dass es sich um Risikokapital handelt. Dein Geschäft könnte scheitern und das Geld wäre weg. So sehr Freunde und Familie auch von deinem Konzept überzeugt sind, von Unternehmensgründungen und deren Risiken haben die wenigsten wirklich Ahnung. Und auch so umgehst du Missverständnisse von Anfang an. Es ist auch nicht verwerflich, wenn du selbst mit deinem privaten Umfeld Vereinbarungen schriftlich festhälst. Das ist für beide Seiten eine gewisse Art der Sicherheit. Wichtig ist hierbei, dass du dir ganz sicher bist, Geld von Freunden und Verwandten anzunehmen. Hast du ein ungutes Gefühl dabei – egal, ob es sich um Schenkungen oder Leihgaben handelt – dann lass die Finger davon. Hör auf dein Bauchgefühl.
Zuschüsse und Fördermittel
Für Neugründer gibt es auch gesonderte Fördermittel. Durch eine Förderung können sich Gründer erst einmal Luft verschaffen und Gewinne erzielen. Meist stammt das Kapital aus Förderungen von den einzelnen Bundesländern, der EU, dem Bund oder dem ERP-Sondervermögen des Bundes. Es gibt verschiedene Förderprogramme, wobei es sich meist um Darlehen mit günstigen Konditionen handelt. Oftmals sind die Laufzeiten und die Rückzahlungsfristen auch länger, als bei einem Bankkredit. Es gibt auch Fördergelder, sogenannte Zuschüsse, die gar nicht zurückgezahlt werden müssen. Dazu zählt zum Beispiel der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit oder Einstiegsgeld. Den Gründungszuschuss bekommst du, wenn du Arbeitslosengeld I bekommst und einen weiteren Anspruch darauf hast. Dieser Zuschuss beträgt das erste halbe Jahr die Höhe deines letzten Arbeitslosengeldes und 300 Euro zusätzlich pro Monat. Wenn du im ersten halben Jahr erfolgreich bist und Gewinne erzielen konntest, kannst du eine weitere Förderung von monatlich 300 Euro für weitere neun Monate beantragen. Allerdings brauchst du für den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit einen Businessplan.
Für Friseurmeister gibt es die Meistergründungsprämie, die nicht zurückgezahlt werden muss. Diese gibt es aber nicht in jedem Bundesland. Meist beträgt die Prämie 7.500 Euro, wenn du einen bestehenden Salon übernimmst und es deine erste Selbstständigkeit ist. Informationen hierzu bekommst du beim Landesförderinstitut deines Bundeslandes.
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Dieser Beitrag ist Teil der Serie Barbershop gründen.