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Terroreinsatz in Schweden: Wie ein Bartclub unter Terrorverdacht geriet

Terroreinsatz in Schweden: Wie ein Bartclub unter Terrorverdacht geriet

2015. Terror-Alarm in Småland! Ausnahmsweise geht es nicht um minderjährige Terroristen im Bällebad des schwedischen Möbelriesen. Kein kleiner Kevin, der bitte sofort (SOFORT!) aus dem Småland abgeholt werden will.

Bärte in Småland

Es geht um das schwedische Original. 30 Männer mit Bart und einer schwarzen Flagge posieren vor einer Ruine in der schwedischen Provinz. Urgs. Beobachtet wurde die Szene von besorgten Bürgern, die auf der Landstraße mit ihrem Wagen vorbeifuhren. Vermutlich war ihnen klar, dass keiner der Rucksäcke explodieren würde. Dafür ist die Burgruine in Jönköping dann doch nicht gut genug besucht. Und als strategisch wichtiges Ziel wird sie auch nicht durchgehen.

Aber vielleicht ein Treffen des IS? Planung der nächsten Anschläge? Sympathisanten, die ein Shooting für Propaganda oder Rekrutierung veranstalten? Auf jeden Fall war der Anblick so unheimlich und unerklärlich, dass die Polizei informiert wurde.

Terroreinsatz in Schweden

Die schwedische Polizei hingegen teilte die Sorge offenbar nicht. Zumindest rückten sie laut Angaben der Presse und der Terrorverdächtigen nicht mit einem Mannschaftsbus, sondern mit lediglich zwei Beamten an. Einem Herren und einer Dame. Die beiden Polizisten standen dann zum Glück tatsächlich nicht vor Terroristen, sondern vorm Swedish Chapter der Bearded Villains, einem internationalen Bartclub.

Aus dem Terroreinsatz in Schweden wurde daher schnell ein Happening, über das sich beide Seiten amüsierten. Die Polizisten hatten auf der Wache eine gute Geschichte zu erzählen und die Bearded Villains hatten für einen kurzen Moment eine mediale Bühne für ihre Botschaft. Der Vorfall wurde über die Landesgrenze hinaus bekannt. Der Sydney Morning Herald, die Daily Mail, Der Spiegel, ABCnet, die Washington Times – sie alle berichteten über den vermeintlichen Terroreinsatz.

Die Botschaft der Bruderschaft

Und welche Botschaft haben die Bearded Villains? Dass sie ein Problem mit genau dieser Vorverurteilung und Vorurteilen allgemein haben. Dass sie Teil einer internationalen Bruderschaft sind, die keinem Trend und erst recht keiner religiösen Ideologie folgt. Die Bearded Villains eint die Liebe zum Bart und zur Vielfalt, zu Loyalität und Nächstenliebe. Sie unterstützen die, die es nötig haben, sammeln Spendengelder für gemeinnützige Zwecke und packen auch selbst an, wenn ihre Arbeitskraft gefordert ist. Hinter ihren Bärten und der martialischen schwarzen Flagge verbergen sich nette Kerle von nebenan.

Die Bearded Villains haben sich den Kampf gegen Rassismus, Vorurteile und Mobbing auf ihre Fahne geschrieben. Da macht es doch gar nichts aus, dass die schwarz ist. Sie haben auch eine in weiß. Und sogar eine in den Farben des Regenbogens.

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